Schnittstelle von Recht und Technik: Im Gespräch mit Julia Heldt
März 2024
Julia Heldt arbeitet seit 2019 bei OGE als Syndikusrechtsanwältin. Sie begleitet u. a. fachlich den Rechtserwerb zu den Leitungen EWA und WAD mit ihrem juristischen Know-how. Im Interview erzählt sie außerdem, wie sie ihre Leidenschaft für Technik und Recht entdeckt hat.
Das Berufsbild einer Anwältin verortet man häufig in einer Kanzlei. Als Syndikusanwältin arbeiten Sie für den Fernleitungsnetzbetreiber OGE. Was sind Ihre Aufgaben?
Der Bau und Betrieb einer Leitung beansprucht land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen sowie Freiflächen von Privateigentümern oder der öffentlichen Hand. Für die Nutzung entschädigen wir stets Grundstückseigentümer und/oder Bewirtschafter. Als Juristin bin ich indirekt am Rechtserwerb beteiligt. Ich unterstütze bei der Anpassung der Mustergestattungsverträge mit den Eigentümern, Bewirtschaftern und Pächtern und überblicke die individuellen Regelungen, damit am Ende alles juristisch seine Ordnung hat. Ich ergänze und überprüfe auch Sonderregelungen, bevor die Verträge an unsere Vertragspartner zur Unterzeichnung weitergegeben werden. Außerdem unterstütze ich in juristischen Fragen, um sicherzustellen, dass die Interessen sowohl von OGE als auch unseren Vertragspartnern rechtlich abgestimmt und Lösungen gefunden werden können.
Mit welchen Bereichen arbeiten Sie besonders eng zusammen?
In der Trassenplanung stehen wir mit vielen anderen technischen Bereichen der OGE in Kontakt. Das ist zum einen der Umwelt- und Naturschutz, mit dem wir sehr eng zusammenarbeiten. Viele Punkte, die sich aus der Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen ergeben, sind entscheidend für den Verlauf einer geplanten Leitung. Haben wir es beispielsweise mit Naturschutzgebieten oder mit Bereichen schützenswerter Arten zu tun? Neben dem Naturschutz arbeiten wir auch eng mit dem Team der Bautechnik oder den Fachexperten und Fachexpertinnen aus der Leitungskonstruktion zusammen. Im ständigen Austausch mit den verschiedenen Fachkompetenzen prüfen wir, ob unsere Trassenplanung umsetzbar ist.
Der Dialog mit allen Interessengruppen ist OGE ein stetiges Anliegen. Über das formale Genehmigungsverfahren hinaus bietet OGE frühzeitige und kontinuierliche Informationen und sucht den direkten Austausch vor Ort. Welche Fragen stellen Eigentümer in der Regel?
Häufig werde ich gefragt, wie die Höhe der Dienstbarkeitsentschädigung ausfällt, insbesondere, warum sie nicht höher ausfällt. Als reguliertes Unternehmen werden unsere Ausgaben von der Bundesnetzagentur überblickt. Das heißt, die Höhe der Entschädigungen bewegt sich in einem festen Rahmen – selbst wenn wir wollten, könnten wir keine höheren Entschädigungen zahlen. Weitere Fragen betreffen den Bauablauf und die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche: Was passiert mit Tieren, die auf der Fläche sind, wie werden Ernteausfälle geregelt, wie schaut es mit Überfahrten über die Baustelle aus? Alles begründete Fragen, die wir gerne auch im persönlichen Austausch erläutern.
Gibt es einen zeitlichen Rahmen, in dem sich ein Eigentümer entschieden haben sollte?
Wir bieten einen Beschleunigungszuschlag an, der gezahlt wird, wenn ein Eigentümer innerhalb von acht Wochen nach Vorliegen der vollständigen Vertragsunterlagen seine Zustimmung erteilt. Diese Frist startet allerdings erst, wenn alle Fragen zum Vertrag geklärt sind und der Vertrag ggf. noch angepasst wurde. Der Eigentümer kann den Vertrag natürlich auch nach Ablauf der Frist unterzeichnen, erhält dann aber keinen Beschleunigungszuschlag.
Was mögen Sie am liebsten an Ihrem Job?
Ich finde es spannend, Technik und Recht zu verbinden. Man muss sich in technische Inhalte hineindenken und das Wissen in die Sprache der Juristen übersetzen. Das hat mir schon in meiner Referendarzeit in einem technischen Unternehmen Spaß gemacht. Meine Neigung ist mir quasi “in die Wiege gelegt”, mein Vater ist Ingenieur. Beide Aspekte lassen sich in meinem Beruf wunderbar verbinden.
Wenn Sie weiter über die Bauvorhaben EWA und WAD informiert werden möchten, abonnieren Sie hier den Newsletter dialog-wew@oge.net.
Neueste Beiträge
Schnittstelle von Recht und Technik: Im Gespräch mit Julia Heldt
Julia Heldt arbeitet seit 2019 bei OGE als Syndikusrechtsanwältin. Sie begleitet u. a. fachlich den Rechtserwerb zu den Leitungen EWA und WAD mit ihrem juristischen Know-how. Im Interview erzählt sie außerdem, wie sie ihre Leidenschaft für Technik und Recht entdeckt hat.
Das Berufsbild einer Anwältin verortet man häufig in einer Kanzlei. Als Syndikusanwältin arbeiten Sie für den Fernleitungsnetzbetreiber OGE. Was sind Ihre Aufgaben?
Der Bau und Betrieb einer Leitung beansprucht land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen sowie Freiflächen von Privateigentümern oder der öffentlichen Hand. Für die Nutzung entschädigen wir stets Grundstückseigentümer und/oder Bewirtschafter. Als Juristin bin ich indirekt am Rechtserwerb beteiligt. Ich unterstütze bei der Anpassung der Mustergestattungsverträge mit den Eigentümern, Bewirtschaftern und Pächtern und überblicke die individuellen Regelungen, damit am Ende alles juristisch seine Ordnung hat. Ich ergänze und überprüfe auch Sonderregelungen, bevor die Verträge an unsere Vertragspartner zur Unterzeichnung weitergegeben werden. Außerdem unterstütze ich in juristischen Fragen, um sicherzustellen, dass die Interessen sowohl von OGE als auch unseren Vertragspartnern rechtlich abgestimmt und Lösungen gefunden werden können.
Mit welchen Bereichen arbeiten Sie besonders eng zusammen?
In der Trassenplanung stehen wir mit vielen anderen technischen Bereichen der OGE in Kontakt. Das ist zum einen der Umwelt- und Naturschutz, mit dem wir sehr eng zusammenarbeiten. Viele Punkte, die sich aus der Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen ergeben, sind entscheidend für den Verlauf einer geplanten Leitung. Haben wir es beispielsweise mit Naturschutzgebieten oder mit Bereichen schützenswerter Arten zu tun? Neben dem Naturschutz arbeiten wir auch eng mit dem Team der Bautechnik oder den Fachexperten und Fachexpertinnen aus der Leitungskonstruktion zusammen. Im ständigen Austausch mit den verschiedenen Fachkompetenzen prüfen wir, ob unsere Trassenplanung umsetzbar ist.
Der Dialog mit allen Interessengruppen ist OGE ein stetiges Anliegen. Über das formale Genehmigungsverfahren hinaus bietet OGE frühzeitige und kontinuierliche Informationen und sucht den direkten Austausch vor Ort. Welche Fragen stellen Eigentümer in der Regel?
Häufig werde ich gefragt, wie die Höhe der Dienstbarkeitsentschädigung ausfällt, insbesondere, warum sie nicht höher ausfällt. Als reguliertes Unternehmen werden unsere Ausgaben von der Bundesnetzagentur überblickt. Das heißt, die Höhe der Entschädigungen bewegt sich in einem festen Rahmen – selbst wenn wir wollten, könnten wir keine höheren Entschädigungen zahlen. Weitere Fragen betreffen den Bauablauf und die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche: Was passiert mit Tieren, die auf der Fläche sind, wie werden Ernteausfälle geregelt, wie schaut es mit Überfahrten über die Baustelle aus? Alles begründete Fragen, die wir gerne auch im persönlichen Austausch erläutern.
Gibt es einen zeitlichen Rahmen, in dem sich ein Eigentümer entschieden haben sollte?
Wir bieten einen Beschleunigungszuschlag an, der gezahlt wird, wenn ein Eigentümer innerhalb von acht Wochen nach Vorliegen der vollständigen Vertragsunterlagen seine Zustimmung erteilt. Diese Frist startet allerdings erst, wenn alle Fragen zum Vertrag geklärt sind und der Vertrag ggf. noch angepasst wurde. Der Eigentümer kann den Vertrag natürlich auch nach Ablauf der Frist unterzeichnen, erhält dann aber keinen Beschleunigungszuschlag.
Was mögen Sie am liebsten an Ihrem Job?
Ich finde es spannend, Technik und Recht zu verbinden. Man muss sich in technische Inhalte hineindenken und das Wissen in die Sprache der Juristen übersetzen. Das hat mir schon in meiner Referendarzeit in einem technischen Unternehmen Spaß gemacht. Meine Neigung ist mir quasi “in die Wiege gelegt”, mein Vater ist Ingenieur. Beide Aspekte lassen sich in meinem Beruf wunderbar verbinden.
Wenn Sie weiter über die Bauvorhaben EWA und WAD informiert werden möchten, abonnieren Sie hier den Newsletter dialog-wew@oge.net.
Zurück