Kampfmittelsondierung für sichere Baustellen: Im Gespräch mit OGE-Bauleiter Alf Kurtenbach
Oktober 2024
Alf Kurtenbach arbeitet bereits seit mehr als 30 Jahren für OGE als Bauingenieur. In seiner Funktion als Bauleiter betreut er die Leitungen WAL, WAL II und den Leitungsabschnitt Etzel-Wardenburg. WAL und WAL II sind bereits 2022 und 2023 ans Netz gegangen, der Bau der EWA hat im Herbst 2024 begonnen. Die Leitungen sorgen dafür, dass Haushalte und Unternehmen sicher mit Energie versorgt werden, indem sie das in Wilhelmshaven per Schiff ankommende LNG (Flüssigerdgas) ins deutsche Gasnetz leiten. Im Interview erläutert er den wichtigen Prozess der Kampfmittelsondierung, der noch vor der archäologischen Prospektion und der eigentlichen Einrichtung der Baustelle erfolgt.
Warum ist die Kampfmittelsondierung für den Leitungsbau so wichtig?
Für uns ist Sicherheit im Leitungsbau ein zentrales Thema. Sowohl unsere Mitarbeiter als auch die Zivilgesellschaft sollen während der Bauarbeiten und im späteren Betrieb einer Leitung unbesorgt ihren alltäglichen Tätigkeiten nachgehen können. Bei Bodeneingriffen besteht jedoch die Möglichkeit, auf Blindgänger oder Munition aus dem Zweiten Weltkrieg zu stoßen. Deshalb wird der Boden vor Beginn von Bauarbeiten sorgfältig untersucht, um sicherzustellen, dass keine Gefahr für die Arbeiter oder Anwohner besteht. Bereits im Zuge der Voruntersuchungen führen wir Sondierungen durch, um zu verhindern, dass solche Altlasten erst auf der Baustelle selbst auffallen. Unsere Bauarbeiter werden zusätzlich geschult und sicherheitsunterwiesen. Sie sind Experten und wissen, was zu tun ist, falls sie Auffälligkeiten bemerken.
Wie wird eine Sondierung durchgeführt?
Es gibt verschiedene Methoden der Sondierung: Zum einen gibt es die sogenannte Handsondierung, bei der eine Person eine Sonde über den Boden führt – ähnlich wie ein Metalldetektor – und von einer zweiten Person begleitet wird, die mit dem Spaten mögliche Funde freilegt. Der Unterschied zum Metalldetektor liegt darin, dass auch Funde aus anderen Materialien wie Beton oder Holz ermittelt werden können, Materialien, die ebenso in Sprengkörpern Anwendung finden. Das Handsondieren bietet sich insbesondere dort an, wo nur eine kleinere Fläche untersucht werden soll, auf der die anderen Methoden keine Anwendung finden.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, mit einer Handkarre aus Kunststoff – Metall würde die Aufzeichnung verfälschen – über die Fläche zu fahren. Der auf der Karre befindliche Laptop zeichnet die Messungen auf, die im Nachgang ausgewertet werden.
Wie laufen Sondierungen auf größerer Fläche ab?
Bei größeren Flächen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden, bietet sich die Sondierung per Quad an. Die rund sechs Meter breiten Gefährte können mehr Fläche zur selben Zeit untersuchen. In manchen Gebieten ist es außerdem erlaubt, dass das zu untersuchende Gebiet von einer Drohne überflogen wird. Bei der Auswertung ist die Erfahrung des Mitarbeiters entscheidend, der anhand der Aufnahmen auf etwaige Verdachtsfälle schließen kann. Hier in Niedersachsen bietet sich der Drohnenflug wegen der hohen Windgeschwindigkeit jedoch häufig nicht an. Im Falle von Anomalien , werden diese einzeln gründlich auf der Fläche untersucht, sodass ein Kampfmittelfund ausgeschlossen werden kann. Häufig tun sich bei den Sondierungen Kronkorken, Hufeisen und sonstige unbedenkliche Metallteile auf, die gesammelt und dem Recyclingkreislauf zugeführt werden.
Sondierung per QuadSondierung per Quad
Gibt es Ausnahmen, in denen auch tiefergehend sondiert wird?
Die bereits genannten Sondierungsmaßnahmen messen nur bis zu einer Tiefe von drei bis vier Metern. Wenn wir an einzelnen Stellen tiefer bauen, wie es beispielsweise bei Pressungen zur Querung von Bauwerken oder beim Errichten von Spundwänden der Fall ist, dann muss auch die Sondierung tiefer stattfinden. In diesen Fällen wird ein Loch mit rund 10 cm Durchmesser mit einem acht bis zehn Meter langen Kunststoffbohrer gebohrt, um auch tiefer auf Kampfmittel überprüfen zu können.
Wenn Sie sich gerne zum Bau der Leitung Etzel-Wardenburg-Drohne auf dem Laufenden halten möchten, abonnieren Sie unseren Newsletter.
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Kampfmittelsondierung für sichere Baustellen: Im Gespräch mit OGE-Bauleiter Alf Kurtenbach
Alf Kurtenbach arbeitet bereits seit mehr als 30 Jahren für OGE als Bauingenieur. In seiner Funktion als Bauleiter betreut er die Leitungen WAL, WAL II und den Leitungsabschnitt Etzel-Wardenburg. WAL und WAL II sind bereits 2022 und 2023 ans Netz gegangen, der Bau der EWA hat im Herbst 2024 begonnen. Die Leitungen sorgen dafür, dass Haushalte und Unternehmen sicher mit Energie versorgt werden, indem sie das in Wilhelmshaven per Schiff ankommende LNG (Flüssigerdgas) ins deutsche Gasnetz leiten. Im Interview erläutert er den wichtigen Prozess der Kampfmittelsondierung, der noch vor der archäologischen Prospektion und der eigentlichen Einrichtung der Baustelle erfolgt.
Warum ist die Kampfmittelsondierung für den Leitungsbau so wichtig?
Für uns ist Sicherheit im Leitungsbau ein zentrales Thema. Sowohl unsere Mitarbeiter als auch die Zivilgesellschaft sollen während der Bauarbeiten und im späteren Betrieb einer Leitung unbesorgt ihren alltäglichen Tätigkeiten nachgehen können. Bei Bodeneingriffen besteht jedoch die Möglichkeit, auf Blindgänger oder Munition aus dem Zweiten Weltkrieg zu stoßen. Deshalb wird der Boden vor Beginn von Bauarbeiten sorgfältig untersucht, um sicherzustellen, dass keine Gefahr für die Arbeiter oder Anwohner besteht. Bereits im Zuge der Voruntersuchungen führen wir Sondierungen durch, um zu verhindern, dass solche Altlasten erst auf der Baustelle selbst auffallen. Unsere Bauarbeiter werden zusätzlich geschult und sicherheitsunterwiesen. Sie sind Experten und wissen, was zu tun ist, falls sie Auffälligkeiten bemerken.
Wie wird eine Sondierung durchgeführt?
Es gibt verschiedene Methoden der Sondierung: Zum einen gibt es die sogenannte Handsondierung, bei der eine Person eine Sonde über den Boden führt – ähnlich wie ein Metalldetektor – und von einer zweiten Person begleitet wird, die mit dem Spaten mögliche Funde freilegt. Der Unterschied zum Metalldetektor liegt darin, dass auch Funde aus anderen Materialien wie Beton oder Holz ermittelt werden können, Materialien, die ebenso in Sprengkörpern Anwendung finden. Das Handsondieren bietet sich insbesondere dort an, wo nur eine kleinere Fläche untersucht werden soll, auf der die anderen Methoden keine Anwendung finden.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, mit einer Handkarre aus Kunststoff – Metall würde die Aufzeichnung verfälschen – über die Fläche zu fahren. Der auf der Karre befindliche Laptop zeichnet die Messungen auf, die im Nachgang ausgewertet werden.
Wie laufen Sondierungen auf größerer Fläche ab?
Bei größeren Flächen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden, bietet sich die Sondierung per Quad an. Die rund sechs Meter breiten Gefährte können mehr Fläche zur selben Zeit untersuchen. In manchen Gebieten ist es außerdem erlaubt, dass das zu untersuchende Gebiet von einer Drohne überflogen wird. Bei der Auswertung ist die Erfahrung des Mitarbeiters entscheidend, der anhand der Aufnahmen auf etwaige Verdachtsfälle schließen kann. Hier in Niedersachsen bietet sich der Drohnenflug wegen der hohen Windgeschwindigkeit jedoch häufig nicht an. Im Falle von Anomalien
,werden diese einzeln gründlich auf der Fläche untersucht, sodass ein Kampfmittelfund ausgeschlossen werden kann. Häufig tun sich bei den Sondierungen Kronkorken, Hufeisen und sonstige unbedenkliche Metallteile auf, die gesammelt und dem Recyclingkreislauf zugeführt werden.Gibt es Ausnahmen, in denen auch tiefergehend sondiert wird?
Die bereits genannten Sondierungsmaßnahmen messen nur bis zu einer Tiefe von drei bis vier Metern. Wenn wir an einzelnen Stellen tiefer bauen, wie es beispielsweise bei Pressungen zur Querung von Bauwerken oder beim Errichten von Spundwänden der Fall ist, dann muss auch die Sondierung tiefer stattfinden. In diesen Fällen wird ein Loch mit rund 10 cm Durchmesser mit einem acht bis zehn Meter langen Kunststoffbohrer gebohrt, um auch tiefer auf Kampfmittel überprüfen zu können.
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