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Ausgrabungen mal anders: Die archäologische Baubegleitung im Leitungsbau 

Dezember 2024

Beim Stichwort „Archäologie“ denken viele vermutlich an Indiana Jones, an Pyramiden oder mysteriöse Dschungeltempel. Auch in Deutschland verbergen sich im Boden faszinierende Zeugnisse aus der Geschichte. Der Schutz dieser Zeitzeugnisse genießt hohe Priorität und wird auch im Leitungsbau genau berücksichtigt.  

Besondere Expertise: Zusammenarbeit mit Archäologen 

OGE beschäftigt eine Vielzahl an Fachleuten, die im Bereich des Bodenschutzes landwirtschaftlich und ökologisch geschult sind. Für den bodendenkmalpflegerischen Blick arbeiten wir mit externen Expertinnen und Experten zusammen. Im Falle des Leitungsabschnitts Etzel-Wardenburg (EWA) ist das Heike Baumewerd-Schmidt. Seit 25 Jahren begleitet die studierte Archäologin als selbstständige Beraterin verschiedenste leitungsgebundene Infrastrukturprojekte in ganz Deutschland. Mit ihrer Arbeit stellen sie und ihre Kolleg:innen sicher, dass bei den Bodenarbeiten entlang der Leitung EWA wertvolle historische Schätze bewahrt und geschützt werden. 

Ablauf der archäologischen Baubegleitung 

Die archäologische Begleitung einer Leitung beinhaltet viele Teilprozesse. Dazu gehört neben dem Studium der Fundstellen auch die Kontaktaufnahme und Abstimmung mit den zuständigen Behörden – in Niedersachsen beispielsweise mit dem Landesamt für Denkmalpflege –, die Erstellung von Fachbeiträgen zur Umweltverträglichkeitsprüfung, die Ausschreibung der archäologischen Maßnahmen und die Koordination von Ausgrabung und Baubegleitung. 

Ein Großteil der potenziellen Fundplätze sind bereits bekannt und auf speziellen Karten der Landesämter dokumentiert. Wird der geplante Trassenverlauf über diese Karten gelegt, können die meisten Gebiete, auf denen Voruntersuchungen stattfinden müssen, schnell identifiziert werden. An der Trasse der EWA gibt es 20 solcher Gebiete mit Längen zwischen 100 und 700 Metern. Jeder dieser Bereiche wird mit einem Bagger umsichtig im Verlauf des geplanten Rohrgrabens sondiert, um den Erhalt und die Ausdehnung des Fundplatzes zu ermitteln. Wird der Fundplatz bestätigt, werden dann mit einem Team von drei bis vier Archäologen und Helfern die Befunde ausgegraben und dokumentiert. Erst nachdem die Flächen von den Fachbehörden freigegeben wurden, können die Bauarbeiten fortgesetzt werden. In Ausnahmefällen, z. B. wenn Reste einer römischen Villa bei der Sondage angetroffen werden, kann auch eine geschlossene Querung (beispielsweise im Microtunneling-Verfahren) unterhalb einer solchen Fundstelle erfolgen. Dieses Verfahren kam beispielsweise im Jahr 2005 im Rheinland beim überraschenden Fund eines tadellos erhaltenen Teils der römischen „Eifelwasserleitung“, des längsten Aquädukts nördlich der Alpen, zur Anwendung. 

Was finden wir in Niedersachsen? 

Die wichtigsten archäologischen Fundstücke im Bereich der Leitung EWA sind historische Deichanlagen, die über Holzkonstruktionen befestigt und teilweise mit Ein- und Auslässen zur Wasserhaltung versehen sind. Die archäologisch bedeutsamen Wurten oder Warften, Wohn- und Siedlungshügel, die dem Schutz vor Sturmfluten dienten, sind aufgrund ihrer Höhe von bis zu sieben Metern auch heute noch im Gelände erkennbar, sodass der Trassenverlauf entsprechend angepasst werden kann. 

Eine Besonderheit bilden die Moorlandschaften, die aufgrund ihres feuchten Substrats hervorragende Erhaltungsbedingungen für organisches Material bieten. So lassen sich hier hunderte Jahre alte Bohlenwege, hölzerne Werkzeuge, aber auch Moorleichen finden, bei denen sich Schmuck und Kleidung zum Teil noch sehr gut erhalten haben. Wer weiß, was im Rahmen der archäologischen Baubegleitung noch an wertvollen Zeugnissen unserer Vorzeit ans Tageslicht gelangt? In jedem Fall ist sichergestellt, dass OGE durch seine archäologische Baubegleitung ihre Erhaltung für die Nachwelt ermöglicht.  

Ein Beispiel für die historischen Zeitzeugnisse, die bei der archäologischen Baubegleitung zutage treten: Ein gut erhaltener spätmittelalterlicher Brunnenschacht mit einem äußeren Brunnenkörper aus Holzbohlen. Bemerkenswert ist der innere Ring aus einem ausgehöhlten Baumstamm, der auf eine spätere Reparatur schließen lässt.

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